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Reisebericht Rumänien – Abenteuer Transsilvanien (1/3)

Mit dem Auto durch Transsilvanien

Bună dimineața, bună ziua, oder buna seara! Dies ist mein kleiner Reisebericht von meiner Reise nach Rumänien 2016. Er soll meine ganz persönlichen Eindrücke und meine Sichtweise auf Land und Mensch widerspiegeln.

Nach meiner Bukarest-Reise im letzten Jahr, war ich so angetan von Rumänien, dass es dieses Jahr quer durch das Land gehen sollte um das wahrhaftige Leben, abseits der Metropole, zu entdecken. Vor allem Transsilvanien und die Maramures standen auf meinem Plan. Gemeinsam mit Kathrin, meiner Partnerin, wollte ich das Land, das an der Grenze zwischen Mittel- und Südosteuropa liegt, fotografisch auf Herz und Nieren testen. Wir wollten nach spannenden Fotokulissen suchen, nach interessanten Menschen Ausschau halten und atemberaubende Landschaften genießen.

Das abenteuerliche an unserer Reise war, dass wir reinweg nur unseren Flug nach Bukarest buchten und einen Mietwagen für 15 Tage. Alles andere war noch offen. Wir wussten weder wo wir schlafen werden, noch wo wir genau lang fahren. Da wir hörten, dass fernab der Europa- und Bundesstraßen die Straßen wohl eher etwas holprig sein sollten, gingen wir auf Nummer sicher und mieteten uns einen Dacia Duster mit Allrad-Antrieb. Das sollte sich im Nachhinein als eine sehr weise Entscheidung herausstellen.

Rumänien hat mit rund 238.000 km² ca. drei Viertel der Fläche im Vergleich zu Deutschland. Die Einwohnerzahl von knapp 20.000.000 Einwohnern entspricht hingegen nur einem Viertel der deutschen Bevölkerung. Das heißt, dass es in Rumänien weitaus mehr unbesiedeltes Land und auch unberührte Natur gibt. Menschen wie wir, die sich abseits der Großstädte, irgendwo auf dem Land aufhalten wollten, kommen hier voll auf Ihre Kosten.

Sinaia und das Schloss Peles

Zu Beginn unserer Reise führte es uns nach Sinaia, einer Kleinstadt im Bucegi-Gebirge in Montania. Wir fuhren mit dem Auto etwas durch die Stadt und fanden die zauberhafte Villa Camelia (Foto links), die wir als unsere erste Unterkunft wählten.

Am nächsten Tag fuhren wir auf das Schloss Peles. Das Schloss wurde zwischen 1873 und 1883 für König Carol I. von Rumänien erbaut. Wir haben beide ja wirklich schon eine Menge Schlösser im Leben gesehen, aber dieses Schloss stellt wirklich alles bisher Gesehene in den Schatten.

Ich möchte das gar nicht groß mit Worten wiedergeben, sondern meine Bilder sprechen lassen, die nur ansatzweise etwas von dem Zauber wiedergeben, den man spürt, wenn man sich in diesem traumhaften Gebäude befindet.

Galerie Schloss Peles

Brasov und die Bären

Am nächsten Tag ging es in die nächstgelegene Großstadt Brasov (Kronstadt), die in Siebenbürgen/Transsilvanien liegt. Kronstadt wurde von den Ritterbrüdern des Deutschen Ordens im frühen 13. Jahrhundert als südöstlichste deutsche Stadt in Siebenbürgen unter dem Namen Corona gegründet. Dementsprechend findet man dort noch sehr viele Hinweise auf die deutsche Sprache in alten Gemäuern oder auch dem alltäglichen Leben. Auch sprechen viele Menschen dort noch deutsch bzw. trifft man auch zahlreiche deutsche Touristen und Auswanderer. Brasov hat eine wundervolle Altstadt mit vielen kleinen Straßen, Läden und Bars zwischen denen man Schlendern und Verweilen kann.

Über einen Bekannten aus Leipzig trafen wir uns mit Razvan, der eine kleine Reiseagentur in Brasov betreibt. Razvan gab uns ein paar Tipps wo wir lang fahren sollten, um fernab der normalen Bundesstraßen etwas vom Land zu erleben. Wir wussten, dass er auch Touren anbot, bei denen man im Wald Bären beobachten kann. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und buchten für den gleichen Abend eine dieser Touren.

Es war wirklich faszinierend. Wir trafen uns mit dem lokalen Förster einige Kilometer außerhalb und fuhren mit unserem Auto hinter seinem Geländewagen über buckelige Pisten, zerfurchte Feldwege, große Schlammpfützen und dunkle Wälder. Spätestens jetzt sollte sich die Entscheidung für ein Offroad-Fahrzeug schon lohnen! Nach ein paar Metern erreichten wir dann eine kleine Holzhütte mit einem großen Fenster über die ganze Breite, das sich komplett öffnen ließ. Wir sollten uns leise verhalten und es dauerte keine 5 Minuten, da sahen wir in ca. 50m Entfernung schon einige Bären, die sich an einer Futterstelle tummelten. Es war wirklich ein tolles Gefühl diese flauschigen und kuscheligen Raubtiere in freier Wildbahn zu erleben. Nach ca. einer Stunde raschelte es neben uns im Gebüsch und wir bekamen sogar einen kleinen Baby-Bär zu sehen, der maximal 10 Meter vor uns lief. Auch wenn ich kein Tierfotograf bin, so war ich dennoch fasziniert von diesem Augenblick und bereute es, dass ich kein Teleobjektiv dabei hatte.

Die Sache mit Graf Dracula

Natürlich durfte ein Besuch bei Graf Dracula nicht fehlen, wenn wir einmal im sagenumwobenen Transsilvanien unterwegs sind und so machten wir uns auf den Weg nach Schloss Bran. Als wir dort ankamen fanden wir eine absolute Touristenhochburg. Ein Stand reihte sich an den anderen und es waren unzählige Menschen zu sehen.

Als wir dann im Schloss waren wurde es noch schlimmer. Menschenmassen reihten sich aneinander und übereinander und schoben sich gegenseitig durch die Räume. Viel zu erkennen war nicht. Und da gab es auch nicht wirklich viel zu sehen. Ein paar alte Möbel, hier und da mal ein Bild, eine Vitrine. Das war’s auch schon. Wir waren froh als wir uns wieder aus dem Touristenstrom befreien konnten und verließen leicht enttäuscht das Schloss. Das war es nun, das zauberhafte Schloss des Graf Dracula. Der dort übrigens nicht einmal wirklich gewohnt hat.

Über Wiesen und Äcker

Razvan zeigte uns bei unserem Besuch auf der Karte eine kleine Route fernab der Bundesstraßen die wir nach Viscri fahren können. Wir nahmen diese Route und wurden über buckelige Feldwege und durch Schlammpfützen geleitet. Auch hier bewährte sich unser Dacia Duster wieder hervorragend. Irgendwann kamen wir dann an einem Baum mit einem ausgehöhlten Stamm vorbei. Das besondere an ihm war, dass er trotzdem noch blühte. Der Baum schrie gerade danach für einen Akt in der Landschaft genutzt zu werden. Gesagt, getan!

Weiter ging unsere Fahrt. Dann plötzlich hörte der Weg auf und wir standen mit dem Auto auf einer Wiese. Hätte uns unser Navigationsgerät nicht angezeigt, dass dies eine Straße sei, dann wären wir definitiv wieder umgekehrt. Man konnte noch etwas an den geknickten Grashalmen erkennen, dass hier schon einmal jemand vor uns fuhr.

Das Abenteuer nahm dahin noch seinen Lauf, dass wir kurze Zeit später in einer Herde Schafe standen und uns unseren Weg langsam bahnen mussten.

Als irgendwann wieder ein holpriger Feldweg zu sehen war, atmeten wir auf. Man kann sich gar nicht vorstellen wie sehr man sich über einen holprigen Feldweg freuen kann, über den man normaler Weise meckern würde, wenn man von einer glattgebügelten Straße kommt.

Weiter geht es dann im Teil 2

Du möchtest mit mir gemeinsam auf Fotoreise nach Rumänien fahren?
Dann erfährst du auf dieser Seite mehr.

Dieser Beitrag hat 11 Kommentare

  1. Dirk Johns

    Toller Bericht! Und tolle Fotos! Ich war mal um die Wendezeit backpacking durch Siebenbürgen gewandert. Das Schloss Bran wurde damals leider gerade renoviert und war geschlossen. Bei deiner Reportage werden in mir Erinnerungen wach. Es ist ein Land mit einem ganz eigenartigen Charme…

  2. Andreas

    Die Fotos sind sehr gut. Passen genau zu meiner Vorstellung von Transsilvanien. Für mich immer noch ein fast mystisches Thema. Würde ich mir auch gerne mal ansehen.

    1. Corwin von Kuhwede

      Andreas, danke für deinen Kommentar. Um dir Transsilvanien anzuschauen hast du vom 25.6. bis 1.7. die Chance dazu. Da findet meine Fotoreise nach Rumänien statt. Vielleicht ist das ja etwas für dich.

  3. JetteMg

    Ich bin aus Siebenbürgen und ich wohne in Deutschland. Ich wollte „Hertzliche Glückwunsch“ sagen für die tolle Photos! Danke!

  4. jens

    Hallo, schöne schwarz weiss Fotos von Transsilvanien, rasiert schaut schöner aus, grins Grüssle Jens

  5. Hesse

    Klasse. Nur korrigiert doch am anfang die tippfehler. Trans… Schreibt sich mit zwei s

  6. Lieber Corwin von Kuhwede,

    durch Zufall bin ich auf Ihre Seite gestoßen. Wenn jemand über Südosteuropa, speziell Rumänien schreibt, bin ich immer mit allen Sinnen dabei. Zwanzig Jahre Balkan haben bei mir tiefe Spuren hinterlassen. Das Land ist so, wie Sie es beschrieben haben. Man muss die Erlebnisse richtig einordnen. Überraschungen lauern hinter jeder Ecke. Nicht nur positive. Besonders die Lebensumstände der Zigeuner sind mitunter sehr gewöhnungsbedürftig. Von den Straßenkindern bis zum Königshaus durfte ich die Roma-Welt kennenlernen. Da war fast alles dabei, was man sich vorstellen kann oder auch nicht! Interessant ist auch der Streit der Ungarn und Rumänen über die historische Deutung der gemeinsamen Jahrhunderte. Ich kenne die Rumänen ausgezeichnet. Habe viele Jahre mit Ihnen Zeitschriften produziert. Meine Frau ist Rumänin. Bin mit ihr durch das ganze Land gereist. Das Deutschland-Bild der Rumänen ist so verkehrt wie unsere Rumänien-Sicht. Nur völlig gegensätzlich. Rumänien findet bei uns nur statt, wenn es um negative Berichte geht. Deshalb begeistert mich das Engagement von Prinz Charles in Transsilvanien! Auch was Peter Maffay in Radeln/Roades leistet, ist sehr bemerkenswert. Siebenbürgen ist auch meine rumänische Lieblingsregion. Die Familie meiner Frau stammt von dort.
    Da ich auf meiner nicht kommerziellen Website sehr viel über Rumänien veröffentliche, würde ich gern das eine oder andere Foto von Ihnen nutzen. Zuerst interessiert mich die Bärenbeobachtung. Faszinierend sind auch Ihre Innenaufnahmen vom Schloss Peles. Wir waren auch mal drin. Leider hatte ich keine Fotos gemacht. Natürlich nenne ich, wem die Bildrechte gehören. Mit Verweis auf Ihre Plattform.
    Sollten Sie mal nach einem ähnlich spannenden Land suchen, dann kann ich Ihnen Serbien ans Herz legen. Meine Zeit dort war ebenso aufregend, nur ganz anders. Ein paar Jahre lang bin ich mehrmals im Monat von Belgrad nach Bukarest gefahren. Durch das Eiserne Tor. Eine der tollsten Gegenden, die ich je gesehen habe.

    Ich wünsche Ihnen auch weiterhin viele erlebnisreiche Fotoreisen.

    Mit besten Grüßen aus Berlin

    Bernd Morchutt

    1. Corwin von Kuhwede

      Lieber Bernd,

      vielen Dank für die ausführlichen Worte, ich habe mich sehr gefreut. Gerne können Sie mir den Link zu Ihrer Rumänien-Seite schicken und ich gebe Ihnen Bescheid ob eine Bildnutzung in Frage kommt. Vom Schloss Peles kann ich allerdings keine Fotos anbieten, da ich hier kein Recht zur Weitergabe an Dritte habe.

      Herzlichst

      Corwin

  7. Gunnar

    Hallo Corwin,
    ich habe jetzt alle 3 Reiseberichte von dir gelesen. Die waren alle sehr interessant und für mich auch authentisch. Seit 2010 besuche ich Rumänien auch regelmäßig, ich habe dort rumänische Freunde in Bukarest und in Iasi. Siebenbürgen fand ich total toll, ich war total begeistert. 2016 war ich im Donaudelta, das war auch gigantisch. Leider stimmen die in deinem Reisebericht angegebenen Fahrzeiten wirklich. So ist es eine logistische Herausforderung Bukarest, Iasi und einen Besuch fernab der Städte unter einen Hut zu bekommen. 2017 waren meine Freunde jeweils für 10 Tage als meine Gäste hier in Erfurt und natürlich mit mir unterwegs in der Umgebung. Dieses Jahr werde ich wieder Rumänien besuchen. Auf dem Plan stehen neben Bukarest und Iasi diesmal die Maramures und die Bukovina. Ich war beim ersten Mal auch lediglich in Bukarest und wusste sofort das ich Rumänien wieder besuchen werde. Ich hoffe ihr habt auch noch viele schöne Tage dort und interessante Fotomotive. Alles Gute fü euch und eure weiteren Pläne.
    Viele Grüße, Gunnar.

    1. Corwin von Kuhwede

      Hallo Gunnar, vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, dass dir der Bericht gefallen hat.
      Ich wünsche dir viel Freude bei deinen eigenen Rumänien-Reisen.

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