Das farbenfrohe Dorf Viscri (Deutsch-Weißkirch)
Dies ist der zweite Teil meines Reiseberichtes. Bitte lies auch den ersten Teil.
Durchgeschüttelt und -gerüttelt kamen wir dann nach einigen Stunden Fahrt in Viscri an. Alleine schon die Einfahrt war ein Hingucker, denn es war das farbenfrohste Dort, das wir bisher auf unserer Reise sahen. Wir bezogen unsere tolle Unterkunft, die ganz nebenbei eine spannende Fotokulisse war. Wir hatten von Anfang an darauf geachtet, dass sich einige Unterkünfte auch zum Fotografieren eignen. Eine Auswahl der dort entstandenen Bilder zeige ich euch dann in einem extra Artikel.
Am gleichen Tage trafen wir uns mit Caroline Fernolend, die die Präsidentin des Mihael Eminescu Trust ist, einer Stiftung, die sich um den Erhalt des kulturellen Erbes kümmert (Viscri ist übrigens UNESCO Weltkulturerbe) und die natürlich auch für ordentlich Öffentlichkeitsarbeit sorgt, damit viele Touristen kommen. Prinz Charles persönlich ist Schirmherr der Stiftung und kommt regelmäßig zu Besuch um die Fortschritte zu sehen. Er, und übrigens auch Peter Maffay, haben außerdem ein Haus im Dorf. Viscri scheint also eine Art Geheimtipp zu sein. Wir erhielten von Caroline nicht nur hilfreiche Tipps an wen wir uns im Dorf bei unseren Wünschen wenden konnten, nein wir tranken auch die leckerste selbstgemachte Holunderlimonade unseres Lebens.
Nach einem äußerst delikaten Abendessen und Frühstück fuhren wir am nächsten Morgen zu Georgize, dem lokalen Steinmacher. Georgize macht von Hand Steine und Ziegel aus Lehm für die Häuser des Dorfes. Denn hier vor Ort wird alles auf traditionelle Art und Weise gemacht, auch jedes Handwerk. Da werden nicht schnell ein paar Touristenhochburgen hingezimmert, die billig und zeitnah viele Gäste beherbergen können. Hier lässt man sich Zeit und hat einen Blick für das Detail. Ich machte eine Serie von Aufnahmen von der Arbeit von Georgize und war schwer beeindruckt wie viel Aufwand in jedem einzelnen Stein steckt. Gar nicht auszumalen wie viel Schweißblut da in einem kompletten Haus stecken muss. Ganz am Ende spielte uns Georgize noch ein Lied auf der Gitarre vor.
Abends besuchten wir dann die Schlosskirche, das Wahrzeichen, von Viscri. Eine alte Frau steht dort am Einlass und wirkt als sei sie schon immer hier und wird es auch sein. In fließendem Deutsch erzählt sie uns etwas von der Geschichte der Burg und dass sie es schwer habe hier alles am Laufen zu halten. Sie sei noch eine von 4 Siebenbürger-Sachen, die noch hier wohnten. Alle anderen sind ausgezogen, weil es keine Arbeit gab. Sie hätten doch lieber alle bleiben sollen meint sie. Alle hätten gut vom Tourismus leben können.
Als ich sie fragte ob ich ein Foto von ihr machen dürfe, stimme sie zu und meinte, sie wüsste gar nicht warum sie alle fotografieren wollen. Von ihr gebe es inzwischen schon mehr Fotos als von Brigitte Bordeaux. Ein schöner Vergleich.
Am nächsten Tag fuhren wir dann über Sighishoara (Schäßburg) Richtung Maramures. Da wir allerdings später wieder nach Viscri zurück kehrten, werde ich in meinem Bericht in Viscri bleiben und mich den Maramures im dritten Teil widmen.
Wir schliefen in Viscri jeweils 3 Nächte in 3 verschiedenen Unterkünften. Unter anderem in Viscri 63 und Viscri 44. Das war vor allem dem geschuldet, dass wir oft erst am Vortag buchten und zu dieser Zeit Pfingsten in Rumänien war und fast alle Unterkünfte überbucht waren. Das hatte allerdings den Vorteil, dass wir uns einen kleinen Überblick über mögliche Übernachtungshäuser verschaffen konnten.
Einen kompletten Tag nutzten wir weitestgehend dafür um uns einfach mal zu entspannen. Am nächsten Tag besuchten wir Ronny und Tina. Beide sind Deutsche, die schon seit 15 Jahren in Viscri leben. Neben ihren hauptberuflichen Tätigkeiten haben die beiden zwei Pferde vor Ort und wir durften gemeinsam mit ihnen eine Reittour machen. Das war schon sehr abenteuerlich, denn keines der Pferde war ein ausgebildetes Reitpferd. Das führte soweit, dass mein erstes Pferd ständig stehenblieb und nicht weitergehen wollte und mein zweites Pferd (wir wechselten dann) immer zu nur am Fressen war. Das Pferd von Kathrin schaffte es sogar in die stabile Seitenlage auf einem Feld, weil ihm einfach mal danach war sich etwas hinzulegen. Aber wir kamen sicher an.
Abends konnte man im Dorf immer den Herdentrieb bestaunen, wenn der Hirte gemeinsam mit den Kühen und Pferden wieder zurück kam. Zu dieser Zeit war das ganze Dorf aktiv, denn jeder Viehbesitzer stand vor dem Tor und wartete auf die Ankunft seines geliebten Tieres. Und wenn ich sagte geliebt, dann meine ich das auch so. Wir hatten wirklich den Eindruck als geht es den Tieren in Rumänien auch wirklich gut. Von Massentierhaltung oder unangemessener Haltung haben wir zu keiner Zeit etwas mitbekommen. Interessant war auch, dass jedes Rind ganz genau wusste wo sein zu Hause war. Denn jedes bog selbständig an der richtigen Weggabelung ab und lief alleine zum Hoftor hinein. Kurze Zeit später sah man dann die Bewohner mit prall gefüllten Milchkannen die Wege entlang gehen. Scheinbar war das auch immer die Zeit zu der man sich seine Milch für den nächsten Tag abfüllte. Den Abschluss unseres Viscri-Aufenthaltes bildete der Besuch beim lokalen Schmied, der uns ein kleines Hufeisen schmiedete. Fotografisch gesehen war dieser Schmied und die Schmiede nicht spannend. Allerdings traf ich auf den Hof einen alten Mann, der es mir fotografisch antat und den ich unbedingt porträtieren musste. Sein Gesicht erzählt von einem intensiven und spannenden Leben.
Weiter geht es mit Teil 3 …
Du möchtest mit mir gemeinsam auf Fotoreise nach Rumänien fahren?
Dann erfährst du auf dieser Seite mehr.