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Reisebericht Rumänien – Maramures, das ursprüngliche Land (3/3)

Weiter in die Maramures

Dies ist der dritte Teil meines Reiseberichtes. Bitte lies auch den ersten und zweiten Teil.

Vor unserer Reise sahen wir sagenhafte Bilder von den Maramures. Es schien als fänden wir dort eine beeindruckende Landschaft. Die Maramures, so heißt es, sind für ihre Ursprünglichkeit bekannt, es soll wohl der noch natürlichste Fleck in ganz Rumänien sein. Ebenfalls lasen wir von den berühmten Kirchen aus Holz, die es dort geben soll. Gründe genug um uns auf den Weg zu machen. Wir fanden was wir erwarteten. Ein Land voller Schönheit, Blühte und Freundlichkeit.

Nach einer Übernachtung in einem Hotel mit Pool – was ja für unsere Reise sehr untypisch war, aber wir dennoch genossen – fanden wir Casa Carolina. Das Gästehaus lag irgendwo weit abseits auf dem Dorf. Wieder eine unbefestigte holprige Straße führte uns zum Ziel. Uns erwartete eine absolut freundliche rumänische Familie, die gleich in der Umgebung wohnten. Sie sprachen kein Wort deutsch oder englisch und bestellten deswegen einen Bekannten aus dem Dorf zu uns, der eine Übersetzungs-App auf dem Handy hatte. Wir verbrachten drei wundervolle Tage in Casa Carolina, obwohl wir eigentlich nur einen Tag bleiben wollten. Es war so friedlich und ruhig an diesem Ort. Hier konnten wir wieder Kraft tanken und uns von unserer bisherigen Reise erholen. Außerdem war unsere Gastgeberin eine vorzügliche Köchin. Und der Palinka (der traditionelle selbstgebraute Pflaumenschnaps), den wir bisher schon in jedem Gasthaus kennenlernen durften, floss hier besonders gut die Kehle hinunter.

Unsere Gastgeberin organisierte uns einen Ausflug zu den Schäfern. Mit einer Herde von rund 200 Schafen wohnen sie den Sommer über in den Bergen im Wald. Sie haben sich dort zwei kleine Unterschlüpfe zum Schlafen und Essen gebaut und gehen in diesem Idyll ihrer Arbeit nach. Wir durften einen ganzen Tag bei den Schäfern verbringen, waren beim Melken der Schafe und Ziegen dabei, wurden von ihnen bekocht und aßen den frischsten Käse unseres Lebens. Dieser befand sich eine Stunde vorher noch im Innersten des Tieres. Es war einfach köstlich. Vor allem die Pilzsuppe, die aus den Pilzen gezaubert wurde, die wir auf dem Hinweg fanden.

Die Schäfer testeten an diesem Tag ausgiebig unsere Trinkfestigkeit und schenkten uns einen Palinka nach dem anderen ein. Wir hielten Stand! Das machte uns sympathisch!

 

Am Ende des Tages ging es dann mit dem Pferdewagen über Abhänge und längs durch Flüsse zurück bis zum Magazin des Dorfes. Dort wurden wir auf zwei Bier eingeladen, die sich noch zum Palinka gesellten. Anschließend kehrten wir auf dem Hof des Chef-Schäfers ein, wo er seinen Wagen parkte. Vor dem Haus machten wir es uns gemütlich und plötzlich tauchte da schon wieder eine Flasche Palinka auf. Zum Glück hat unsere Gastgeberin rechtzeitig die Reißleine gezogen und uns mit nach Hause genommen. Am nächsten Tag ging es dann zurück nach Viscri, wie ich bereits beschrieb.

Die letzten Tage in Montania

Moroeni sollte die letzte Stadt unseres Aufenthaltes sein, in die es uns führte. Wir fanden eine tolle Unterkunft, die wie ein altes Holzhaus wirkte. Rustikal, urig, gemütlich. Dort verbrachten wir unsere Zeit bei wunderbarem Essen, das wieder ganz anders war als wir es bisher kannten. Eine kulinarische Überraschung jagte die Nächste.

An einem Tag nahmen wir uns vor zu Wandern, denn wir hatten ja bisher 12 Tage fast nur im Auto gesessen und uns kaum bewegt. Dummer Weise waren an diesem Tag aber über 30°, so dass das Wandern schon sehr anstrengend war. Abenteuerlustig wie ich bin, wollte ich natürlich den Hauptweg verlassen um die kleinen Pfade zu laufen. Nur endeten die Pfade irgendwann mitten im Wald. Es ist schon ein komisches Gefühl durch das Dickicht zu stapfen, wenn du weißt, dass hier Wölfe und Bären leben. Ein wirklich mulmiges Gefühl bekommst du vor allem dann, wenn du auf einmal Bärenspuren siehst. Irgendwann wurde der Wald so dicht, dass ich uns mit einem Knüppel sogar den Weg frei schlagen musste. Doch was wir dann sahen, schockte uns schon ein wenig. Wir fanden auf einmal einen riesigen Knochen. Das wäre ja nicht so spektakulär gewesen, hätten wir nicht ein paar Meter weiter, nach der Überquerung eines kleinen Bachs, noch einen riesigen Schädel gefunden.

Google verriet uns, dass es sich um einen Bärenschädel handeln muss. Nun ja, wir waren dann doch etwas froh als wir durchstochen und zerkratzt dann irgendwann wieder den Weg fanden. Die kleine idyllische Stelle am Fluss, in der wir uns dann bei einem Bade wieder abkühlen konnten, entlohnte unsere Mühen allerdings sofort wieder.

Am letzten Tag fuhren wir dann nach Bukarest und traten unsere Rückreise nach Deutschland an.

Unser Fazit

Wir lieben Rumänien. Wir lieben die Rumänen. Nirgendwo auf der Welt durften wir bisher so ein fremden- und gastfreundliches Volk kennenlernen. Sie waren immer freundlich, gut gelaunt und hatten stets ein Ohr für uns, auch wenn sie unsere Sprache nicht sprachen. Wir mögen ihre einfache Art und Weise zu leben, was oberflächlich gestrickte Menschen als Armut bezeichnen würden. Die Rumänen sind nicht arm, sie besitzen einfach nur nicht viel. Für uns sind sie reiche Menschen. Reich an Lebensfreude, an Kreativität (in allen Bereichen), an handwerklichem Geschick und an Potential. Viele mögen gar nicht wissen wie wertvoll es sein kann, in einem Land zu leben, in dem der technische und ideologische Fortschritt noch nicht so weit verbreitet ist wie bei uns. Auch wenn es die jungen Menschen vom Land in die Stadt zieht, weil sie für sich keine Perspektive sehen, so ist gerade das Land für einen Großstädter aus Deutschland, wie mich, absolute Entschleunigung und Besinnung auf das, was wirklich zählt im Leben. Denn so schön unser Land auch sein mag, so schwer ist es hier die Faszination der Abgeschiedenheit zu finden. In Rumänien fanden wir die Abgeschiedenheit an vielen Stellen. Und wir haben sie sehr genossen.

Auch möchte ich mit dem Vorurteil aufräumen mit dem Rumänien zu kämpfen hat. Ich habe dieses Land weder als gefährlich, noch als kriminell, gewalttätig oder unsicher empfunden. Wir haben uns zu jeder Zeit sehr sicher, respektiert und behütet gefühlt. Wir haben nur positive Menschen kennenlernen dürfen und sind auch nachts mit gutem Gefühl durch abgelegene Straßen und Gassen gezogen. Ich weiß nicht warum Rumänien diesen Ruf bei uns hat. Allen denen ich sagte, dass ich nach Rumänien fahre, rümpften die Nase. Warum das ist das? Wie dem auch sei, eine Rumänin sagte uns, dass die Rumänen um ihren Ruf wissen und sich deswegen noch ganz besonders viel Mühe geben freundlich zu Gästen zu sein. Wie wir finden gelingt ihnen das außerordentlich gut.

Wir werden auf alle Fälle wiederkommen. Denn neben dem Westen des Landes und der Küste im Osten gibt es noch viel zu entdecken. Vor allem kann man das Land – wie jedes andere auch – erst dann wirklich genießen, wenn man mal eine Weile an einem Ort bleibt, statt ständig von A nach B zu reisen. Das werden wir vielleicht im Herbst noch einmal tun.

Eines ist sicher. Wir werden unsere Expidition in Rumänien fortsetzen und noch weitere Ecken erkunden. Denn Rumänien ist fotografisch ein absoluter Genuss.

La revedere Rumänien

Nachtrag: Lies auch meinen Reisebericht Rumänien 2017.

Du möchtest mit mir gemeinsam auf Fotoreise nach Rumänien fahren?
Dann erfährst du auf dieser Seite mehr.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Eule & Rabe

    Es ist schön, dass es noch mehr Menschen gibt die Ihr Erlebtes gern weitergeben und dies auch noch so bildhaft tun. Auf der Suche nach Anregungen für unsere diesjährige Transsylvanien Rundtour sind wir auf Deinen-Euren Beitrag gestoßen. WIr werden sicher davon profitieren – vor allem das Fazit erinnert uns an usere letztjährige Albanien-Reise. Gleiche Vorurteile und die selbe Verzauberung vor Ort – wir sind auf „euer“ Rumänien sehr gespannt.
    Falls Ihr ein neues Ziel sucht – hier was zum nachlesen:)
    http://freundeshop.de/eurb/albanien-ueber-falsche-vorurteile-unberuehrte-natur-und-einzigartige-menschen/

    Liebe Grüße

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