Ein Reisebericht von unserem Roadtrip durch Rumänien
Endlich geht es los, meine lang ersehnte Reise nach Rumänien. Diese ist meine nun dritte Reise in Folge in dieses zauberhafte und sagenumwobene Land. Ich habe bereits von meiner Reise nach Bukarest berichtet, sowie den dreiteiligen Reisebericht über unsere Reise 2017 veröffentlicht. Dieses Mal steht eine Fotoreise an, auf die mich weitere Fotografen begleiten werden und denen ich die schönsten Plätze des Landes zeige.
Die erste Woche reise ich komplett alleine, in der zweiten Woche kommt meine Partnerin Kathrin nach, gefolgt von den Teilnehmern. In der dritten Woche bleiben wir noch zu zweit im Lande. Ich bin schon wieder sehr gespannt was diese Reise für Eindrücke und Überraschungen für uns bereit halten wird.
Wie auch letztes Jahr, so habe ich dieses Mal ebenfalls wieder nur die Flüge und einen Mietwagen gebucht. Einzig die zweite Woche ist durchweg organisiert und geplant, möchte ja auch sein, als Fototour 🙂 In der ersten und dritten Woche ist sozusagen noch alles offen. Ich weiß nicht wo ich wann sein werde und das ist ein tolles Gefühl. Ich habe natürlich ein paar Orte herausgesucht, die ich gern besuchen möchte, doch wann genau entscheide ich vor Ort spontan. Beispielsweise interessiert es mich eine der typischen mechanischen Waschmaschinen zu sehen, mit denen viele Bewohner des Landes ihre Wäsche noch im Fluss waschen. Ich habe ebenfalls von den Schlamm-Vulkanen gehört, von einer Steampunk-Bar, dem Corvin-Castle!!!, dem toxischen See oder dem Bucegi-Gebirge. Einiges davon werden wir uns sicher anschauen.
Dieses Mal habe ich mir etwas Besonderes überlegt, wie ich euch noch erlebnisreicher an meiner Reise teilhaben lasse. Einerseits werde ich wieder auf meinem Instagram-Kanal visuell von meiner Reise berichten, sowohl auf dem Stream, als auch in den Storys. Auf meiner Facebook-Seite bzw. meinem Facebook-Profil werde ich euch in einer etwas niedrigeren Frequenz mit den Highlights auf dem Laufenden halten. Doch als ganz besonderes Highlight gibt es meine Live-Route in diesem Blog zu sehen. Hier trage ich täglich, je nachdem wie ich Internetzugriff habe, meine aktuelle Route und die Plätze ein, an denen ich mich aktuell befinde. Somit könnt ihr mir noch dichter auf den Fersen sein. (Durch Klick auf das kleine Symbol oben links kannst du die Route aufklappen und die Ebenen ein- und ausblenden)
Auch werde ich dieses Jahr in diesem Beitrag ein Tagebuch führen. Ich werde nicht erst nach meiner Rückkehr alle Eindrücke zusammenfassen und sie zu Wort bringen, nein ich schreibe immer am gleichen Tag wenn es mir in den Sinn kommt. Brühfrisch quasi! Also viel Spaß beim Lesen.
Tag 0: Berlin, Berlin … hier beginnt die Reise
Da es von Leipzig keinen Direktflug nach Rumänien gibt, fliege ich von Berlin Schönefeld mit Ryanair. Mein Flug geht am 19.6. bereits um 7:25 Uhr, daher buchte ich mir für die Nacht zuvor ein Hotel direkt am Flughafen, das Best Western Premier Airporthotel Fontane Berlin. Denn zeitiges Aufstehen war einerseits noch nie meine Sache, auf der anderen Seite würde ich ungern schwitzend vor Panik im Zug sitzen, während die Deutsche Bahn ihren Fahrplan mal wieder etwas flexibler auslegt.
Der Fußweg vom S-Bahnhof zum Hotel war mit dem Gepäck länger als gewollt. Im Hotel angekommen musste ich erst einmal meine Sachen zum Trocknen aufhängen. Morgen früh geht es dann mit dem Schuttle zum Flughafen. 5:00 Uhr aufstehen ist für mich echt heftig. Aber die Vorfreude ist größer!
Tag 1: Der Tag, der mir wie zwei vorkommt
Was für ein Tag. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich heute morgen noch in Berlin war. Mir kommt es vor als bin ich schon zwei Tage in Bukarest. Hier angekommen, war ich erstmal ca. 1h mit Parkplatzsuche beschäftigt. Ich war zwar so schlau mir eine Unterkunft (Casa Romana) mit Parkplatz zu suchen, habe aber nicht gelesen, dass es sich um einen öffentlichen Parkplatz vor dem Haus handelt. Wer Bukarest kennt, der weiß, dass es da tagsüber fast unmöglich ist einen zu finden.
Nach dem Mittagessen im veganen Bistro Sara Green traf ich mich dann mit einem Freund aus Leipzig in meinem Bukarester Lieblingscafe, dem Dianei 4. Micha ist zur gleichen Zeit beruflich hier zu tun hat. Wenn wir es schon nicht schaffen uns in Leipzig zu treffen, dann eben in Rumänien.
Am Abend dann traf ich mich mit Helen zu einem Fotoshooting. Zuerst saßen wir in einer Bar und unterhielten uns etwas und dann zogen wir etwas durch die Straßen und ich suchte mir bewusst ein paar spannende Stellen und Hintergründe, an denen ich einige Porträts von ihr aufnahm. Auf meiner Instagram-Story habe ich euch schon mal eine Vorschau gezeigt.
Nach dem Shooting habe ich im The Embassay Park noch zu Abend gegessen und mir dann ein Taxi zum Apartment genommen. Die Taxis sind hier wirklich sehr preiswert, wenn man die richtigen erwischt. Es gibt welche für 1,39 LEI/km, aber auch welche für 3,49 LEI/km. Die Kosten sind außen am Fahrzeug sichtbar, so dass man sich überlegen kann ob man einsteigt oder nicht. Der Unterschied ist meist nur, dass die teureren etwas moderner und klimatisiert sind.
Nun ist es 23:46 und ich bin zurück im Apartment. Bin total knülle. Dummerweise finde ich mein Ladekabel vom Macbook nicht mehr. Ich vermute mal, dass ich es im Hotel in Berlin vergessen habe. Das heißt, dass ich mir morgen einen Mac-Handler in Bukarest suchen muss, um mir ein neues Ladekabel zu kaufen. Sonst wird das mit dem Tagebuch hier nicht lange funktionieren.
Tag 2: Die gigantischen Zwergen-Schlammvulkane
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Slow-Food-Restaurant Metuka ging ich auf die Suche nach einem Elektromarkt, um mir das Ladekabel zu kaufen. Es war gar nicht so einfach eins zu bekommen, in zwei Elektrofachmärkten suchte ich vergebens. Doch das icenter in der Promenada Mall fand ich dann ein iCenter, in dem ich mir ein überteuertes Ladegerät für mein Macbook holen konnte. Mit knapp 100€ kostet das Gerät in Rumänien ca. 20€ mehr als in Deutschland.
Neu bestromt machte ich mich dann auf den Weg zu den Schlammvulkanen. Unterwegs holte ich mir in einem der vielen Magazine (eine Art 24h Shop) noch einen Vorrat an Wasser und fuhr ca. 150km nördlich von Bukarest, zu den hier genannten Vulcanii Noroiosi. Hier hielt ich mich dann eine ganze Weile auf, um verschiedene Fotos und Videos der sprudelnden Schmutzlöcher zu machen. Da ich schon mal auf dem Ätna (über 3000m) in Sizilien war, einem richtigen großen Vulkan, war ich doch recht überrascht, wie klein die Schlammvulkane sind. Dennoch ist es schon faszinierend, wie sie vor sich hinblubbern und dabei die Landschaft um sich herum formen.
Als ich dann wieder den Rückweg antrat, führte mich mein Hungergefühl zur Pension Hanul Moara Veche ein paar Dörfer weiter in Berca. Hier aß ich gut bürgerlich zu Abend und nahm mir auch gleich eine Unterkunft, da ich nicht weiter suchen wollte. Man muss wissen, dass in Rumänien viele kleine Unterkünfte bereits ab 18 Uhr offiziell schließen und es dann, gerade auf dem Land, eher schwierig wird noch eine Schlafmöglichkeit zu bekommen. Hotels sind da natürlich eine Ausnahme, nur die sind eher in den Städten und kommen für mich auch nicht in Frage. Und nun sitze ich hier in meinem Zimmer und werde nach dem Schreiben dieser Worte überlegen, wohin meine Reise morgen gehen wird.
Tag 3: Ein Tag lang unterwegs
Nach einem ausgiebigen Frühstück machte ich mich auf den Weg nach Sinaia. Ich wollte etwas tiefer in die Karpaten fahren, in der Hoffnung ein paar kleine versteckte Dörfer zu finden und in diesen eine gemütliche Unterkunft. In Sanaia fand ich das zauberhafte Cafe-Restaurant Ramayana, in dem ich mich zu einem Espresso und einem kleinen Mittag-Snack niederließ, um meinen weiteren Weg ausfindig zu machen. Mit etwas Verwunderung stellte ich fest, dass es keinen direkten Weg durch die Karpaten in den Westen Richtung Hermannstadt gibt. Weder Google Maps, noch Open Street Map boten mir da Alternativen ab. Nun gut, also musste ich den großen Umweg nach oben nehmen.
Als es dann langsam auf 16 Uhr zuging und ich noch immer unterwegs war, machte ich mir langsam Sorgen um meine Unterkunft für heute Nacht. Dazu kam, dass ich in der Region kein mobiles Internet hatte und somit keine Pensionen ausfindig machen konnte. Als ich dann gegen 17 Uhr eine Stelle mit Internet ausmachen konnte, fand ich die Pension Dealu Morii in Oberkerz (Cârțișoara oder Cîrțișoara), in der ich sofort ein Zimmer buchte. Ich machte mir schon etwas sorgen, ob der Gastgeber überhaupt seine Nachrichten so zeitnah abruft, um meine angekündigte Ankunft innerhalb der nächsten Stunde schon zu erwarten.
Als ich ankam erwartete mich ein freundlicher englischsprechender Gastgeber, der mir mein Zimmer zeigte. Mal wieder hatte ich ein gutes Händchen für die Unterkunft, alles war sehr liebevoll gestaltet. Auf der Frage nach dem Abendessen empfahl er mir ein 9km entferntes Restaurant. Da zeitgleich ein anderes hier untergebrachtes Pärchen dort essen wollte, stieg ich gleich mit bei ihnen ein und wir fuhren zusammen zum Complex Pastravaria Albota. Anschließend saßen wir noch zusammen mit unserem Gastgeber beim Bier und Garten und er zeigte uns auf dem Laptop einige spannende Orte in Rumänien. Allerdings ernüchterte er mich auch etwas, da er mir sagte, dass in den Bergen keine Menschen leben.
Na mal schauen …
In Rumänien verschätze ich mich immer wieder, wie lange ich mit dem Auto von einem Punkt zum anderen brauche. Auch heute habe ich wieder feststellen müssen, dass ich den ganzen Tag nur gefahren bin, obwohl ich nur 300km zurückgelegt habe. Grundsätzlich kann man sagen, dass ich hier pro Kilometer ca. 1 Minute benötige, was einen bei 300km schon mal 5 Stunden Fahrzeit kostet. Morgen früh werde ich mir dann vielleicht ein paar mehr Überlegungen machen und weniger Kilometer einplanen. Schauen wir mal …
Tag 4: Hermannstadt (Sibiu) und Mediasch (Medias)
Nach einem weniger guten Frühstück, nochmals im Complex Pastravaria Albota, entschied ich mich heute nach Hermannstadt und Mediasch zu fahren. Diese beiden Städte tauchten immer wieder in Empfehlungslisten unter den schönsten Städten Rumäniens auf und ich wollte mir davon selbst ein Bild machen. Hermannstadt ist wirklich eine traumhafte Stadt. Der historische Stadtkern lädt zum Bummeln, Einkaufen und Verweilen ein. Es gibt zahlreiche Restaurants und Cafes und wer möchte, kann Kirchen und Wahrzeichen besichtigen.
Zu Mittag stärkte ich mich im La Placinte, dieses Restaurant hat sich auf moldawische Gerichte spezialisiert. Auch in Bukarest gibt es dieses Restaurant, ebenso in anderen Städten Rumäniens. Ich habe eine der gefüllten Teigtaschen gegessen, die wirklich sehr delikat waren. Da ich mir vorerst nur einen Überblick verschaffen wollte, blieb ich nicht all zu lange in Hermannstadt, für mich steht fest, dass ich diese Stadt noch einmal ausgiebiger erkunden werde. Vor allem weil ich unbedingt im Crama Sibiu Vechi essen möchte, hier sah es so urgemütlich aus in diesem alten Kellergewölbe.
Auf dem Weg zurück in die Unterkunft nahm ich einen kleinen Umweg nach Mediasch in Kauf. Dort angekommen stellte ich sehr schnell fest, dass dies eine wirklich sehr kleine Stadt ist. Sie hat einen schönen Stadtkern mit einem liebevoll angelegten Park. Das gute hier ist, dass es nur sehr wenige Touristen und Menschen auf der Straße gibt, was sie zu einem geeigneten Ort macht, um hier vielleicht mal das eine oder andere Fotoshooting in den Straßen der Stadt zu machen. Als direktes Ziel braucht man diese Stadt nicht unbedingt anvisieren, aber wenn man eh gerade in der Nähe ist, lohnt es sich auf jeden Fall mal kurz vorbeizuschauen.
Dieses Mal buchte ich mir bereits morgens eine Unterkunft. Ich entschloss mich wieder im gleichen Ort zu bleiben, aber nach einer Unterkunft zu suchen, bei der ich auch verpflegt werde. Gegen 20 Uhr kam ich dann in der Casa Mosului an, die einen wundervoll idyllischen Eindruck auf mich machte. Der Gastgeber wirkte auf mich allerdings sehr unnahbar und wenig herzlich. Aber gut, das hatte ich den Abend zuvor bereits. Es muss ja auch mal andere Seiten geben. Die Lage ist grandios, das Grundstück wundervoll und das Zimmer absolut in Ordnung. Mir persönlich ist es fast schon einen tick zu modern, ich wollte ja in Rumänien eher das ursprüngliche und unmoderne finden.
Morgen früh möchte ich dann in die Berge fahren, in der Hoffnung ein paar Fotos bei tiefer Sonne zu erwischen. Anschließend geht es dann wieder zurück zur Unterkunft zum Frühstück, um anschließend über den oder die Transfagarasan, eine überdurchschnittlich reichlich bekurvte Straße, die Berge zu durchqueren. Ich bin gespannt wie viel meines Plans ich erreichen werde.
Tag 5: Transfogarascher Hochstraße (Transfăgărășan)
Ich hätte fast selbst nicht daran geglaubt, aber ich bin wirklich um 5 Uhr morgens aufgestanden um über den (oder die?) Transfagarasan zu fahren. Fast 45 Minuten Zeit brauchte ich um oben anzukommen. Und ich denke es hat sich gelohnt. Die Bilder habe ich mir zwar noch nicht angeschaut, aber wenigstens ist das Bild mit meinem Smartphone etwas geworden. Immerhin!
Gegen 7:45 Uhr kam ich dann wieder in meiner Unterkunft an und holte bis 9 Uhr noch etwas Schlaf nach. Leider funktionierte das Wasser nicht, der Gastgeber meinte es gab wohl einen Wasserrohrbruch. Dafür war aber das Frühstück schmackhaft, auch wenn es jetzt schon langsam nervt, dass es fast nur tierische Produkte gibt. In Deutschland ernähre ich mich sehr wenig mit Milchprodukten und noch weniger mit Fleisch, aber in Rumänien ist entweder überall Fleisch dabei, oder wenigstens Speck und Käse. Veganer haben hier nur die Möglichkeit auf die vielen schmackhaften Salate auszuweichen, deren Gemüse vorwiegend aus biologischem Anbau ist.
Gegen 11 Uhr ging es dann erneut den Transfagarasan entlang, diesmal weil mich mein Weg nach Pitesti führen sollte. (Hier stimmt übrigens die Kartenansicht nicht. Google bietet mir die Strecke leider nicht an, ich habe den Fehler schon gemeldet. Die richtige Bundesstraße müsste die 7c sein) Ich habe mir diese Stadt ausgesucht, da Sie – zumindest optisch gesehen – auf dem halben Weg nach Bukarest liegt. Denn morgen hole ich Kathrin vom Flughafen ab und die Fahrt wäre mir an einem Stück zu lang gewesen. Bloß gut, dass ich das auch so gemacht habe, denn ich habe für die ca. 150km ungefähr 4 Stunden gebraucht. Es waren Kurven über Kurven, die Straßen wirkten gewundener als hunderte Luftschlangen zu Silvester. Nochmal möchte ich diesen Weg erst einmal nicht fahren. Doch die Landschaft war an einigen Stellen schon sehr beeindruckend. Die oberste Gipfelstelle war allerdings nicht schön anzusehen. Lieblos hingestellte Buden reihten sich aneinander um Touristen irgendwelchen Spittel zu verkaufen. Die Benutzung der Dixi-Toiletten kostet 2€ und überall lagen Müllreste herum. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie scheinen die Rumänen ihre Umwelt nicht sehr zu lieben. An jeder Raststätte sieht man im Wald Müllberge voll Plastik, Papier und Essenresten, ja kompletter Bauschutt wird dort abgeladen.
Gegen Nachmittag erreichte ich dann Pitesti, da ich mich hier diese Nacht in einem Boutique-Hotel untergebracht habe. Jaja, eigentlich wollte ich ja das ursprüngliche Rumänien sehen, aber auf der anderen Seite bin ich auch immer auf der Suche nach spannenden Fotokulissen für meine nächste Reise. Und da stehen ausgefallene Zimmer an oberster Stelle. Also buchte ich ein Doppelzimmer im LaCetata Boutique Hotel. Nunja, alles ist Geschmackssache. So auch dieses Hotel. Es ist alles schon etwas kitschig, dennoch wäre es als Kulisse für ein Fotoshooting interessant. Morgen früh lasse ich mir mal die Suite zeigen, denn das Hotel ist wirklich sehr preiswert. Ich zahle hier für mein Zimmer 118 LEI (ca. 27 EUR). Da kann man nicht meckern, in Deutschland wäre ich hier mindestens mit 90 Euro dabei. Interessant ist auch, dass ich im Hotel alleine bin. Es gibt insgesamt zwei Gebäude, das vordere hat 2 Sterne und das hintere 3. Im vordern sind einige Gäste, im hinteren bin ich alleine. Ich fühle mich wie der einsame Schlossherr vom Lande. Aber auch das geht vorüber.
Gegen Abend fuhr ich dann ins Zentrum nach Pitesti, auf der Suche nach einem ansprechenden Abendessen. Über meine Lieblings-App Tripadvisor (Web / Android / iOS) fand ich das Restaurant La Tuciuri. Ich kann einfach nur sagen: WAHNSINN! Sowohl das Ambiente, als auch das Essen. Sowohl im Innenbereich als auch im Freisitz ist es urgemütlich und mit Liebe zum Detail gestaltet. Hier gibts rumänische Hausmannskost vom Feinsten und ich habe es mir schmecken lassen. Schade, dass ich Pitesti ansonsten als eine so langweilige und hässliche Stadt empfinde, denn alleine schon dieses Restaurant hätte ein Wiederkommen gerechtfertigt.
Tag 6: Bukarest, die Stadt der Gegensätze
Nach einem ausgiebigen Frühstück machte ich mich morgens auf den Weg zum Flughafen Bukarest um Kathrin abzuholen. Wir fuhren gemeinsam in unser Apartment und warteten vergeblich auf unseren Gastgeber. Dieser erschien nicht und antwortete auch nicht auf unsere Anrufe. Das ist seit Jahren unserer erste negative Erfahrung mit airbnb (registriere dich auf airbnb um 35€ Reiseguthaben zu erhalten). Somit haben wir das erst einmal hinter uns. Ein Telefonat mit airbnb klärte die Sache relativ schnell, wir erhielten eine Stornierung und buchten uns ein neues Apartment. Hier war unser Gastgeber außerordentlich zuverlässig und freundlich. Wir fühlten uns sofort wohl.
Wir spazierten am Nachmittag etwas durch Old Town und gingen anschließend in das Caru‘ cu Bere zu Abend essen. Es ist ein historisches Restaurant (Brauhaus) mit einer Tradition seit 1879. Das Essen überwältige uns zwar nicht sonderlich (die Preise auch nicht), aber das Ambiente ist einfach sagenhaft schön. Überall sieht man liebevoll gestaltete Holzvertäfelungen, geschwungene Treppen und alte Bilder. Es ist sehr schwer hier eine Reservierung zu bekommen, wir sind einfach auf gut Glück erschienen und bekamen auch sofort einen Platz. Rein visuell ist dieses Haus definitiv einen Besucht Wert.
Am frühen Abend schlenderten wir dann etwas durch den Herăstrău-Park. Hier tummeln sich tagsüber viele Menschen, sitzen auf Decken und aalen sich in der Sonne. Abends verwandelt sich der Park in eine große Partylocation, wenn die Lokale mit schallenden Bässen die Tanzbeine zum schwingen bringen.
Später am Abend dann saßen wir in einigen der zahlreichen Cafes on Old Town, tranken Espresso, aßen Kuchen und beobachteten die Menschen, die sich für die Nacht schön gemacht haben. Irgendwann landeten wir dann im Bordellos. Es war einst das Haus der Fürsten, um Schläger, Prostituierte und Diebe unterzubringen, bis es dann im 19. Jahrhundert zu einem der größten Hotels der Altstadt des 19. Jahrhunderts wurde. Die Wände sahen alles, vom Luxus bis zur Lust. Der Veranstaltungsort ist in 3 getrennte, aber verwandte Räumen gegliedert. Der Pub im Erdgeschoss ist der freundliche, offene Raum, um einen lässigen Nachmittag oder einen späten Abend mit großartiger Musik und Menschen zu verbringen. Die Bibliothek Lounge im Obergeschoss ist der intimere, weniger überfüllten Bereich, perfekt für Feiern und private Veranstaltungen. Nicht zuletzts ist das Mulanruj Dining Theater, in dem Kabarett und einzigartige Shows stattfinden. Hier tanzten wir ausgiebig zu der wirklich sehr kraftvollen Live-Musik des Abends und amüsierten uns gemeinsam mit dem sehr entspannten Publikum prächtig, ehe wir dann erschöpft ins Bett fielen.
Tag 7: Juhu, die Teilnehmer kommen
Kurz vor unserer Abreise telefonierte ich mit dem Agenten unserer Reiseagentur und dieser teilte mir mit, dass 2 Teilnehmer die Reise leider kurzfristig abgesagt haben. Er fragte ob wir die Reise trotzdem durchführen wollen, obwohl es nur zwei Personen sind. Für mich stand außer Frage die Reise abzusagen, ich wollte das definitiv durchziehen. Und heute war es soweit. An diesem Tag schliefen wir ausgiebig aus, frühstückten, gingen dann in die Stadt ein paar Fotos machen und eine Kleinigkeit zum Mittag essen und machten uns dann auf den Weg zum Flughafen die beiden Teilnehmer abholen.
Anschließend fuhren wir in die Villa Camelia nach Sinaia, die für die nächsten zwei Nächte unserer Unterkunft sein wird. Den Abend ließen wir bei angenehmen Gesprächen und einem kühlen Bier ausklingen und nutzten die Zeit dafür um uns kennenzulernen.
Tag 8: Spontanitäten und Bären
Eigentlich stand heute auf dem Plan das Schloss Peleș zu besichtigen, doch das hatte – wie es auch in Deutschland oft üblich ist – Montags geschlossen. Da allerdings in Rumänien sowieso Spontanität und flexible Tagesplanung gefragt ist, verbrachten wir den Vormittag in Kronstadt und fingen dort ein paar Straßenszenen ein. Zu Mittag aßen wir dann La Ceaun gemeinsam gute rumänische Hausmannskost. Das Restaurant liegt direkt im Zentrum und ist sehr zu empfehlen. Auch der Țuică hier ist sehr zu empfehlen.
Am Abend fand dann eines unserer Highlights statt, die Bärentour. Gemeinsam wanderten wir mit einem erfahrenen Führer durch die Wälder in eine abgelegene Hütte. Dort wurden in unmittelbarer Umgebung Bären abgefüttert, die wir dann in ihrem natürlichen Umfeld hautnah erleben und fotografieren durften. Für alle war das ein sehr emotionales und spannendes Erlebnis, denn es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn du durch den Wald läufst und keine 50m von dir Bären unterwegs sind. Wir verbrachten über eine Stunde in der Hütte und die Teilnehmer fotografierten die haarigen Weggefährten beim Einnehmen ihrer Mahlzeit. Wir sahen sogar zwei Mütter mit ihren Bärenkindern.
Am Abend saßen wir dann gemütlich beisammen, sichteten unsere Fotos und tauschten uns gemeinsam aus.
Tag 9: Zwischenstation Deutsch-Weißkirch
Heute morgen stand unser Besuch im Schloss Peles an. Es war leider nur das Erdgeschoss geöffnet, doch es war eindrucksvoll genug um uns und die Teilnehmer ins Staunen zu versetzen. Trotz eines Dienstag-Morgens war es sehr voll und wir ließen uns durch die Besucherströme durch das Schloss schieben. Hin und wieder konnten wir uns dann von der Masse lösen um ein paar Fotos der Räume festzuhalten. Auch wenn es sehr voll war, die Eindrücke lohnen sich für einen Besuch allemal.
Wir setzen unsere Reise nach Weißkirch fort und hielten unterwegs spontan zum Mittagessen in einem Restaurant namens Tara Bârsei. Die Umgebung war nicht sonderlich einladend, überall sah man nur Industrie und Straßen. Doch wie so oft in Rumänien versteckte sich hinter dem ins Alter gekommene Werbeschild eine kleine Oase der Ruhe und Gemütlichkeit. Hier bekam man noch für umgerechnet 3€ ein deftiges Mittagessen. Anders als in den touristischen Großstädten. Und es schmeckte wunderbar. Auch war hier, trotz der Abgeschiedenheit, die Karte sowohl in rumänisch, als auch in englisch. In Deutschland habe ich das selten erlebt.
Gegen 16 Uhr erreichten wir dann, nach der Überwindung der abenteuerlichen Zufahrtsstraßen, unsere Unterkunft Viscri 44. Hier wurden wir schon herzlich begrüßt und Willkommen geheißen. Man wusste sofort, dass wir die Deutschen sind, die hier einige Dorfbewohner fotografieren wollen. Und so vereinbarten wir heute für den Abend gleich einen Termin mit Gheorghe, dem örtlichen Ziegelmacher.
Diesen porträtierten wir im dokumentarischen Stil bei seiner Arbeit, Steine und Dachziegel von Hand herzustellen und zu brennen. Es ist eine unglaubliche Arbeit, wenn man sieht wie Stein für Stein nach und nach entsteht. Ein Handwerk, das heute nur noch sehr selten auf der Welt zu finden ist.
Tag 10: Der Schmied und das siebenbürgische Mädchen
Der Tag begann heute morgen um 7 Uhr, da wir den örtlichen Schmied besuchen wollten. Dieser war gerade dabei einen neuen Beschlag für ein Pferd anzufertigen. Zu Beginn dachten wir uns, dass die kleine Schmiedestube keine gute Kulisse für ausdrucksstarke Fotos bieten würde, doch wir ließen uns eines besseren belehren. Zwar war es sehr eng und dunkel dort, doch konnten wir dennoch ein paar fotografische Momente von der Arbeit erhaschen.
Über die Mittagstunden ruhten wir uns etwas aus oder bearbeiteten die ersten Fotos. Denn am Nachmittag wartete schon das nächste Fotomotiv auf uns. In einem traditionellen siebenbürgischen Haus werden wir ein original siebenbürgisch-sächsisches Mädchen namens Marlies fotografieren. Unsere Marlies, die uns schon sei fleißig als Übersetzerin zur Seite stand. Eigentlich sollte unser Model erst ein anderes sein, doch die Siebenbürger-Sachsen legten sehr großen Wert darauf, dass auch ein echtes »Original« im Gewand steckt. Und so fotografierten wir Marlies im und vor der guten alten sächsischen Stube.
Tag 11: Ein Besuch bei den Schäfern
Wer glaubt, dass wir hier Urlaub machen, der irrt gewaltig. Denn heute morgen klingelte der Wecker schon wieder zu einer unsittlichen Zeit, um 4:20 Uhr. Denn um 5 Uhr waren wir mit dem Fahrer eines Pferdewagens verabredet, der uns zu den 40 Minuten entfernten Schäfern brachte. Wir waren dabei wie die Schäfer die Schafe molken, um anschließend frischen Käse daraus zu machen. Wie auch letztes Jahr aßen wir wieder den frischesten Käse, den man sich vorstellen kann. Vor wenigen Stunden war dieser noch im Schaf und schon in unseren Mägen. Mir gab dieser Genuss ein ganz anderes Gefühl als den Käse an der Theke zu kaufen, bei dem man nicht wirklich weiß unter welchen Bedingungen die Schafe lebten, von denen er stammt.
Zum Vormittag kamen wir dann in den Genuss uns noch einmal eine Mütze Schlaf zu holen, bevor wir die Bilder der vergangenen Tage sichteten und bearbeiteten. Zum Mittagessen kehrten wir dann bei Mama Gerda ein. Hier gab es richtig gute siebenbürgische Hausmannskost á la Mama. Gerda lernten wir durch ihre Schwiegertochter Marlies kennen, die uns als freundliche Übersetzerin und Helferin in Weißkirch seit unserer Ankunft in Weißkirch freundlich, herzlich und hilfsbereit zur Seite steht.
Am Nachmittag widmeten wir uns dann alle wieder unseren Bildern, selektierten, bearbeiteten und bereiteten uns auf die Bildbesprechung am morgigen Tage vor. Heute Abend gegen Sonnenuntergang steht dann noch ein Aktfotoshooting in der Natur an, außerhalb von Weißkirch. Da mir insgesamt 4 rumänische Modelle erst zugesagt und dann wieder abgesagt haben, wird Kathrin spontan als Model einspringen und wir werden sie eins werden lassen mit der traumhaften Naturkulisse Transsilvaniens.
Tag 12: Eine Auswertung der letzten Woche
Heute ist schon der letzte Tag für unsere Teilnehmer vor ihrer Abreise. Endlich hatten wir mal die Möglichkeit auszuschlafen, da früh morgens kein Shooting im Kalender stand. Dieser Tag erblühte ganz im Zeichen der Bildbesprechung, -analyse und -bearbeitung. Jeder wählte seine Lieblingsmotive, die er diese Woche fotografierte aus, und ich gab dann einige hilfreiche Tipps und Verbesserungsvorschläge. Doch vielmehr war ich mit verteilen von Lorbeeren beschäftigt, da mir die Ergebnisse allesamt sehr gut gefielen.
Als besonderes Highlight aßen wir heute zu Mittag in unserer Lieblingspension des letzten Jahres. Da wurden viele positive Erinnerungen wach und das Essen schmeckte wieder vorzüglich.
Kathrin und ich werden noch eine weitere Nacht in Weißkirch bleiben und den Tag nutzen um uns zu entspannen. Ich bin die letzten Tage irgendwie etwas angespannt, mein linkes Augenlid zuckt ständig. Etwas Erholung tut mir sicher gut. Vor allem würde ich mich über eine geruhsame Nacht freuen. Die Betten und vor allem die Kissen hier sind etwas unbequem, so dass die Nächte hier eher von unruhigen hin- und her wälzen geprägt sind. Vor allem bellten die ganze letzte Nacht die Hunde und früh morgens ab 4 Uhr krähte der Hahn in Endlosschleife. (Ob es dem Besitzer auffällt, wenn er morgen auf einmal spurlos verschwunden ist?)
Tag 13: Abreisen und Ankommen
Heute morgen fuhren wir unsere beiden Gäste nach Kronstadt, wo sie von Razvan, unserem rumänischen Reisepartner, in Empfang genommen und nach Bukarest zum Flughafen gefahren wurden. Uns wurde somit die lange An- und wieder Rückreise nach Bukarest erspart, da wir noch eine weitere Nacht in Weißkirch bleiben wollten. Und für Razvan war es ebenso ein Vorteil, da sie auch andere Gäste zum Flughafen fahren mussten, allerdings auch unser Auto in Bukarest wieder hätten abholen müssten. So tauschen wir nur die Fahrzeuge und sind nun wieder mit einem Dacia Duster unterwegs.
Nach unserer Rückkehr entspannten wir uns etwas in unserer Pension. Ich bearbeitete ein paar Fotos, Kathrin laß ein Buch und anschließend besuchten wir die örtliche Bäckerei. Dort schauten wir dann Damen absolut verblüfft zu, wie diese ihre Brote buken. Für mich war absolut neu, dass ein Brot bis zum schwarz werden gebacken wird, um es danach in mühevoller Handarbeit mit Stöcken von der schwarzen Kruste wieder frei zu klopfen. Anschließend werden die groben Ränder noch etwas abgehobelt und fertig ist das knusprige Weißbrot. Gern hätten wir uns selbst ein Stück dieser Köstlichkeit mitgenommen, doch da Brot hätte bei uns die Tage keine Verwendung gefunden. Und so freuten wir uns vielleicht beim nächsten Besuch in den Genuss zu kommen.
Am Abend waren wir dann bei Marlies und ihrer Familie zum Grillen eingeladen. Es ist schon ein sehr bemerkenswertes Phänomen wie herzlich einige Menschen uns hier gleich in Empfang nehmen. Wir sind zwei fremde Touristen aus Deutschland und sitzen nun neben Mama, Papa, Onkel, Tante, Kind und Hund am reichlich gedeckten Tisch, essen gegrillte Köstlichkeiten und trinken Tuica, Likör und Bier. Marlies und ihr Onkel erzählten uns einige historische Dinge über die Siebenbürger Sachsen und Weißkirch. So beispielsweise, dass der Begriff „Sachsen“ von „Saxones“ abstammt, was so viel bedeutet wie „die Deutschen“. Der Name Viscri entstand durch die Rumänen, die den Ortsnamen „Weißkirch“ nicht richtig aussprechen konnten.
Die Siebenbürger Sachsen sprechen auch einen eigenen Dialekt, der in jedem Dorf etwas anders klingt. Sie verstehen sich zwar mit anderen Siebenbürgern, aber einige Worte sind dabei komplett eigen und unterschiedlich. Laut Marlies sind die Siebenbürger in Weißkirch eine sehr konservative Gemeinschaft, die sich und ihr Leben nach strengen Regeln richtet.
Gegen Mitternacht begann dann ein großes Gewitter, dass die Temperaturen endlich wieder etwas angenehmer machte. Wir suchten uns eine Regenlücke und gingen in unsere Unterkunft, um mit neuen Freunden, einer tollen Erfahrung und natürlich vollen Mägen ins Land der Träume zu reisen.
Tag 14: Zwischenstation in Schäßburg (Sighisoara)
Morgen sind wir mit den Gabor-Roma verabredet, diese leben im Kreis Mures in einem kleinen Dorf. Daher haben wir uns heute bereits auf den Weg gemacht nach Schäßburg. Hier ließen wir uns in der Unterkunft Casa cu Cerdac nieder, für einen unglaublichen Preis von 25€ für uns beide zusammen. Ein Frühstück haben wir bewusst nicht bestellt, wir möchten in der Gemeinschaftsküche endlich mal wieder unser gesundes deutsches Frühstück (Hirsebrei mit Reismilch und frischem Obst) essen. Das fehlt uns hier in Rumänien etwas, auch wenn wir das rumänische Frühstück (das meistens aus Weißbrot, sehr mildem Schafskäse, etwas Wurst, Eiern und Marmelade besteht) natürlich trotzdem genießen.
Zu Mittag aßen wir im Restaurant Alte Post, von dessen Essen wir letztes Jahr sehr begeistert waren. Doch diese Begeisterung stellte sich dieses Jahr bei uns nicht ein. Das Essen wirkte nicht frisch, eher wie aufgewärmt, als wäre es in der Mikrowelle erhitzt worden. Das gab definitiv einen Minuspunkt.
Morgen früh machen wir uns dann auf den Weg nach Valenii zur Roma Familie, die uns zum Mittagessen erwartet und uns etwas über die Roma-Tradition erzählen wird. Wir sind schon sehr gespannt und aufgeregt.
Tag 15: Die Roma der ersten Kaste
Nach dem Frühstück machten wir uns auf nach Valenii de Mures. Dort sind wir von der Familie Gabor zum Mittagessen eingeladen. Die Gabor’s gehören zur obersten Kaste der Roma. Die Wurzeln der Roma reichen nach Indien, daher haben sie die verschiedenen Kasten übernommen. Miteinander sprechen die Menschen der verschiedenen Kasten nicht, wie uns Klara Gabor erzählte. Sie zeigte uns etwas von ihrem Handwerk, dem Modedesign. Sie kreiert die traditionellen farbenfrohen Kleidungsstücke der Romas, die sie vorwiegend an andere Roma aber auch an Touristen verkauft.
Wir wurden mit einem sehr schmackhaften Mittagessen verköstigt und Klara erzählte uns einiges aus der Kultur der Roma. Beispielsweise, dass die Frauen dort teilweise mit 15 Jahren oder jünger verheiratet werden. Ihre Männer sind dann meist 1-2 Jahre älter als die Mädchen. Sie meinte, dass sich allerdings die Frauen die Männer selbst aussuchen, dem Frieden in der Familie zu Gunsten, allerdings auch darauf achten, dass der Geliebte auch von der Familie aktzeptiert wird. Interessant ist ebenfalls, dass sich diese Kaste der Roma nicht mit anderen Kasten oder gar Bevölkerungen »mischt«. Sie heiraten nur unter sich und auch die Kinder sind dann ihresgleichen.
Nach ca. 2,5 Stunden unseres Besuches fuhren wir weiter nach Glodeni um Atilla zu besuchen. Atilla leitet gemeinsam mit Chuck Torado ein Roma-Projekt, ein Programm, das sich für die Förderung und Erhaltung der Kultur der Roma einsetzt. Das Projekt lebt unter anderem davon, dass sich das Dorf Touristen öffnet und die Roma diese an ihrer Kultur teilhaben lassen. Hier kann man organisierte Touren buchen, bei denen man die Familien zu Hause besucht, bei den Musikern live dabei ist, den Korbmachern über die Schulter schaut oder in einem Workshop den Gypsy-Tanz lernen kann.
Hier kamen wir dann offensichtlich bei eine der untersten Kasten der Roma an, denn alleine schon als wir in das Dorf hinein fuhren wurde uns eigenartig zu mute. Überall sah man Menschen auf der Straße, typische »Zigeuner« wie wir sie bezeichnen würden. Die Häuser waren alle sehr morbide, die Dächer teilweise zerstört. Die Häuser hatten oft nur eine Größe von wenigen Quadratmetern, in denen dann 5 oder mehr Personen wohnten. Alle Augen des Dorfes schauten auf uns, die zwei Touristen, die sich hier fast wie Eindringliche fühlten. Die meisten Menschen des Dorfes hier verdienen ihren Lebensunterhalt als Korbmacher. Sie flechten mehrere Stunden am Tag Körbe, um sie dann entweder an Touristen oder Händler zu verkaufen. Hier sahen wir an jeder Ecke das, was wir allgemein als Armut bezeichnen würden. Doch die sogenannte Armut ist hier „nur“ materiellen Ausmaßes. Denn diese Menschen hier scheinen so reich an Lebensfreude, Freundlichkeit und Akzeptanz.
Als Atilla uns zu unserer Unterkunft brachte, stellte diese unsere Toleranz wirklich sehr auf die Probe. Ein altes Haus, das so schien wie eines der vielen Lost Places, das ich schon oft besuchte um Fotos davon zu machen. Das Licht im Flur ging nicht und wurde von Atilla gleich ersetzt. Eine Dusche hat er zwar vor 5 Jahren eingebaut, doch seit dieser Zeit gibt es im gesamten Dorf auch kein Wasser. Die örtlichen Behörden und Wasserwerke machen zwar immer wieder Versprechen, aber es passiert nichts. Verwunderlich ist das vor allem deswegen, weil das fehlende Wasser nicht nur den 2.000 Menschen starken Roma-Teil betrifft, sondern das komplette Dorf, in dem auch viele wohlhabendere Menschen ungarischen Ursprungs wohnen. Um dennoch an unser Wasser zu kommen, besorgte uns Atilla einen großen 10 Liter Kanister mit Wasser.
Die Einrichtung unseres Hauses war, wie vermutet, sehr improvisiert, auf weniger als das Wesentliche reduziert und der Ort der Erleichterung war ein abenteuerliches Plumpsklo hinten im Garten. Allerdings eines, in dem sich der Müll ebenso stapelte wie im Garten. Atilla wies uns auf die beiden Hunde auf dem Grundstück hin, denen wir mit Vorsicht begegnen sollten. Er empfahl uns des Nachts stets mit einem Stück Brot bewaffnet den Weg zur Toilette anzutreten und sollten uns diese zu Nahe kommen, gab es das Zauberwort »Parduz«, mit dem wir sie vertreiben konnten. Was dieses Wort bedeutete wusste wir nicht, aber es schien zu helfen. Ich schreibe dies nicht, weil ich schockiert darüber bin, ich schreibe es um ein besseres Bild von der Situation zu vermitteln. Für uns westeuropäischen Menschen ist dieser Anblick unvorstellbar, sind wir doch so auf Sauberkeit und eine ordentliche Fassade bedacht. Doch hier waren wir die Exoten und das für uns exotische der Alltag.
Abends saßen wir mit Atilla noch in einem der örtlichen Magazine und tranken ein Bier, während wir von den Bewohnern ebenso bestaunt wurden, wie diese von uns. Es war eine gegenseitige Show, jeweils ein anderer Mensch aus der anderen Welt traf auf sein Gegenüber. Und dennoch vereint uns Menschen, egal welcher Herkunft doch eines, wir alle sehnen uns nach einem schönen zu Hause, Harmonie, einer nahrhaften Speise auf dem Tisch und dass es unseren Liebsten gut geht.
Wir waren sehr gespannt was diese Zeit uns hier lehren wird. Als wir abends zu Bett gingen war uns eigentlich klar, dass wir hier nur eine Nacht bleiben werden. Denn es war ein sehr unangenehmes Gefühl plötzlich in dieser Welt zu sein, die so ungewohnt und unbequem war. Doch vielleicht werden wir unsere Meinung nach der ersten Nacht ändern. Wir werden sehen …
Tag 16: Lachen, Party, Freunde
Erstaunlicher Weise haben wir die Nacht sehr gut geschlafen, auch wenn uns die große Schar an bellenden Dorfhunden immer wieder aus dem Schlaf gerissen hat. Es klang als fanden da draußen Machtkämpfe unter den Revierkötern statt. Doch endlich fühlten wir uns wieder etwas ausgeruhter. Es ist schon eigenartig, da liegen wir hier in der denkbar einfachsten Unterkunft in einem Viertel, in das sich der Großteil der Menschen nicht getrauen würde, weil es angeblich so gefährlich ist, und wir schlafen wie Babys.
Atilla brachte uns am Morgen etwas Brot, Gemüse, Wurst, Käse und Marmelade vorbei. Anschließend schnappte ich mir meine Kamera und wir machten uns auf den Weg das Dorf zu entdecken. Ich fühlte mich schlecht mit meiner Kamera um den Hals, lange Zeit dauerte es bis ich das erste Foto machte. Ich fühlte mich wie ein Schaulustiger, der in die Intimsphäre anderer Menschen eindrang. Es fühlte sich für mich nicht richtig an den Auslöser zu drücken, hatte ich doch immer eine sehr kritische Einstellung zur Streetfotografie. Es war noch nie mein Ding Menschen ungefragt zu fotografieren. Doch die Gespräche mit Atilla ermutigten mich. Er verdeutlichte mir wie wichtig es für das Dorf sei, dass dieses Dorfprojekt – auch in Form von Bildern – nach außen getragen wird. Er sah es als seine Aufgabe das leider negative Image der Roma in ein besseres Licht zu rücken. Dafür bedarf es sehr viel Öffentlichkeitsarbeit, Unterstützung und Aufmerksamkeit. Meine Fotos seien für ihn ein Teil davon. Mit diesem Hintergedanken, dass meine Fotos vielleicht wieder ein paar mehr Menschen im Dorf helfen können, zückte ich dann irgendwann doch meine Kamera und fing an zu fotografieren.
Ich war sehr erstaunt darüber, wie offen mir die Menschen hier – trotz, oder gerade wegen – meiner Kamera begegneten. Viele wanken mir zu und freuten sich förmlich von mir fotografiert zu werden, andere machten schnell noch ihre Haare zurecht. Die Kinder liefen uns sogar in Scharen nach und riefen ständig „Foto, Foto, Foto“ und posierten in aller Freude. Es war ein großer Spaß. Überall wo wir hinkamen begegnete man uns mit großem Respekt, Freundlichkeit und einem Lächeln oder Schulterklopfen. Atilla erklärte den Menschen immer wieder wie wichtig die Öffentlichkeitsarbeit für das Dorf sei und er meinte, die Menschen vergessen es immer wieder und fragen stets auf neue, warum hier Fremde mit Kameras umherlaufen. Er sieht es als seine Aufgabe den Mehrwert den Menschen jeden Tag aufs Neue zu verdeutlichen. Auch wenn er sich damit ständig wiederholen muss.
Gegen Nachmittag saßen wir bei Familienmitgliedern Atillas auf dem Grundstück und wurden gleich zu einem Bier eingeladen, aus dem dann zwei, drei und mehr worden. Atilla erklärte uns, dass es bei den Familien normal war, dass Fremde immer eingeladen werden und man das was man hat mit ihnen teilt. Auch wenn die Familie Atillas keine Romas waren, sondern eher ungarischer Herkunft. Wir trafen dort eine alte Frau im Alter von 94 Jahren, die das Familienoberhaupt war. Sie erzählte uns von früher, als das Dorf und das Essen noch gesund war, das sich heute vieles verändert habe. Wir brauchten für die Kinder ein paar Süßigkeiten und für die Erwachsenen einige Bier mit. Auch die alte Dame griff freudig zu einem Bier und so bot sich mir ein Anblick, den ich bisher noch nie genießen durfte. Auch hatte ich hier die gute Möglichkeit ein paar Momente mit meiner Kamera einzufangen, da mich die Menschen durch unsere Beisammensein nur noch beiläufig als Fotografen wahrnahmen. Am Rande sei noch erwähnt, dass wir es äußerst amüsant fanden, dass die Menschen sich hier mit einem »Servus« grüßen, was Kathrin – als bayrisches Mad’l – natürlich umso mehr freute.
Für mich war schnell klar, dass wir hier unbedingt noch eine weitere Nacht bleiben müssen. Das unangenehme beklemmende Gefühl, das wir bei unserer Ankunft spürte, war schnell verflogen und wurde durch die große Gastfreundschaft ersetzt, die wir hier erleben durften. Ich nahm an diesem Tag an die 1000 Bilder auf, die Menschen bei der Arbeit, in der Pause oder Kinder beim Spielen zeigen.
Am Abend gab es dann im örtlichen Magazin ein gute Hausmannskost, die wir uns bei einem weiteren Bier schmecken ließen.
Tag 17: Auf ins Bucegi-Gebirge
Frisch erholt starteten wir in unseren Tag und liefen diesmal noch eine Runde alleine durch das Dorf, da Atilla einen Termin hatte. Nur war es so, dass wir nicht weit kamen. Zumindest nicht ohne eine Schar Kinder um uns herum. Da ich am Abend zuvor einen Beutel Süßigkeiten verteilte, war ich bei den Kindern spätestens jetzt der Held der Stadt. Eine große Schar umlagerte uns sofort wieder und rief „Foto, Foto, Foto“. Also machten wir brav noch ein paar Fotos der Kinder und gingen dann zurück in die Unterkunft, da das Licht gegen Mittag sowieso nicht sehr schön ist. Wir packten bereits unsere Koffer und beschlossen am Nachmittag eine weitere Runde alleine zu laufen, diesmal aber nicht den Treffpunkt der Kinder zu passieren. Auch dieser Plan ging nicht auf, da an jeder Ecke Kinder lauerten und kaum hatte ein Kind uns ausgemacht, wussten auf unerklärliche Art und Weise gleich alle anderen Kinder des Dorfes Bescheid und kamen angelaufen. So habe ich dann nur noch zwei Motive erwischen können und ein paar neue Kinderbilder. Mit einer Träne im Auge reisten wir dann ab.
Dieses Dorf hat schon einen gewissen Zauber. Wir sahen hier die größte Armut einerseits, aber eine ebenso große Lebensfreude auf der anderen Seite. Dieses Dorf war wie ein großer Kindergarten (es gab unzählige Kinder, denn jede Familie hatte zwischen 3-5 Kindern, eine Familie sogar 11!), ein Spielplatz, ein Hippie-Festival und eine große Party zugleich. Überall spielte Musik und Menschen bewegten sich zu ihr. Ob jung oder alt, alle hatten den Rhythmus im Blut. Wir waren uns sicher, dass wir auf alle Fälle wiederkommen werden.
Die letzten Tage wollten wir uns etwas Erholung gönnen, da wir dazu bisher nicht gekommen sind. Jeden Tag stand etwas anderes auf dem Programm und die Kamera war mein ständiger Begleiter. Nun wollten wir uns an einem ruhigen Ort abseits der Großstädte und der Party niederlassen und schon in Richtung Bukarest reisen, um am letzten Tag nicht die komplette Strecke von ca. 6h fahren zu müssen. Ich fand die kleine Pension Casuta Ta, die wir für die restlichen Tage buchten. Wir wussten zwar nicht was uns dort erwarten würde, aber da ich schon seit Jahren ein gutes Gespür für die richtigen Unterkünfte unter Beweis gestellt hatte, verließen wir uns einfach darauf und wurden auch nicht enttäuscht. Die kleine Pension kostet nur 27€ pro Nacht für ein Zimmer und liegt mitten in einem kleinen Tal des Bucegi-Gebirges in einer Sackgasse. Dementsprechend ruhig ist es auch hier und das Rauschen des naheliegenden Flusses versetzt uns nun noch in die nötige Erholungs-Stimmung.
Zu Abend aßen wir im Hotel Mistral Resort, hier findet man wirklich nur für ca. 3-4€ ein richtig gutes Essen. Die Bedienungen sprachen teilweise sogar deutsch.
Tag 18: Ein Tag des Nichts-Tuns
Heute schliefen wir mal richtig aus und machten nichts. So gar nichts. Ich bearbeitete ein paar Fotos und zu Mittag aßen wir in der Taverna Moieciului. Ansonsten war dieser Tag der Erholung verschrieben. Daher gibt es auch nichts zu schreiben.
Tag 19: Mit Betrunkenen und Bären im Wald
Heute wollten wir wandern. Das Königsteingebirge (Piatra-Craiului-Gebirge) soll sehr schön sein und so nahmen wir uns vor dieses zu erkunden. Mit dem Auto fuhren wir über Moieciu de Jos bis zur Villa Nobillis nach Pestera, von dort aus liefen wir. Wir nutzten wieder Open Street Maps, da wir damit bisher gute Erfahrungen machten. Doch das was bei Autorouten gut funktioniert, muss bei Wanderrouten nicht auch klappen und so führte uns das GPS Wege entlang, die es eigentlich nicht gab und lies jene Wege im Verborgenen, die wir finden wollten.
Irgendwann wurde aus unserem Weg ein Pfad und aus dem Pfad nur ein paar zertrampelte Grashalme, die uns irgendwann mitten im Wald stehen ließen. Aus unserer letzten Rumänienreise kannten wir solch eine Situation noch. Ich wollte die normalen Wanderwege verlassen und quer durch den Wald laufen, bis wir uns dann verirrten und uns bewusst wurde, dass in diesen Wäldern Bären leben. Unser beklemmendes Gefühl wurde dadurch noch verstärkt, als wir später ein paar auffällig große Knochen und einen Bärenschädel fanden. Dieses Gefühl wurde nun wieder in uns wach.
Kurz zuvor überholte uns auf diesem Weg ein anderer Herr, der mit bepackten Plastiktüten daher wanderte. Wir trafen ihn an genau dieser Stelle wieder, an der nichts mehr vom Weg zu erkennen war. Ich zeigte ihm auf unserem GPS unser Ziel, den Zarnesti Klamm. Doch irgendwie verstanden wir seine Gesten nicht. Am Ende lief es aber darauf hinaus, dass wir ihm folgen sollten. Schwer bepackt ging er mitten durch den Wald und rauchte fröhlich Zigaretten während Musik aus seinem Handy dröhnte. Weit und breit war nichts von Wegen zu erkennen und wir waren sehr skeptisch ob uns dieser Herr auf die richtige Route führen wird.
Wir mussten durch Dickichte kriechen und Abhänge auf allen Vieren hinab rutschen, da man diese Wege aufrecht nicht mehr gehen konnte. Wir überlegten die ganze Zeit ob wir lieber umkehren, oder ihm weiter folgen sollten. Ein fremder Mann im Bärenwald, der nach Alkohol riecht, erweckt nicht unbedingt den besten Eindruck. Ich hatte bei ihm allerdings das Gefühl, dass er diesen Weg nicht zum ersten Mal geht und wir ihm vertrauen können. In seinen Plastiktüten erkannte ich, dass er scheinbar Einkäufe mit sich trug, wahrscheinlich ging er damit nach Hause. Auch wenn der Weg schon sehr eigenartig ist, vor allem als er uns unterwegs noch voller Freude Bärenkot auf dem Weg zeigte. Aber gut, wir waren inzwischen gewohnt, dass die Rumänen etwas härter im Nehmen sind als wir und so kamen wir irgendwann wieder auf einem Trampelpfad an, den er uns weiter zu gehen empfahl. Er selbst deutete uns, dass er nicht mitkommen kann, denn von seinen beiden Smartphones hatte er plötzlich nur noch eines bei sich, scheinbar ist ihm das andere bei seinem abenteuerlichen Abstieg abhanden gekommen. Er wolle sich auf die Suche machen.
Und so fanden wir dann irgendwann tatsächlich wieder unseren Weg zurück ohne von Bären gefressen zu werden und erholten uns auf einer der Lichtungen, die wir auf unserem Weg schon einmal passierten. Wir genossen sehr die Landschaft, die hier absolut atemberaubend ist. Überall stehen kleine Häuser und Pensionen auf Hügeln und in Tälern, die postkartenreife Ausblicke bieten. Wir beschlossen, dass wir irgendwann einmal hierher zurückkommen werden, um uns in einer dieser vielen Häuser niederzulassen. Zu Abend aßen wir in der Casa Wiarusti in unserem Ort. Dieses Restaurant ist sehr zu empfehlen, hier gibt es typische rumänische Hausmannskost ebenso wie eine große Auswahl an Pizzen. Und wer möchte, kann hier auch gleich übernachten.
Tag 20: Noch ein Tag Nichts-Tun
Heute hieß es wieder entspannen und (fast) Nichts tun. Ich war etwas im angrenzenden Nationalpark spazieren während Kathrin ein Buch laß. Später waren wir dann noch mit dem Auto unterwegs um ein paar Videoaufnahmen vom fahrenden Fahrzeug für meinen Trailer für die Fotoreise 2018 aufzunehmen. Zu Abend aßen wir dann gemütlich im Vlahia Inn, ein Italiener, der aber auch viele traditionelle rumänische Gerichte auf der Karte hat. Preislich ist er zwar etwas intensiver, aber das Essen war wirklich klasse.
Dieses Foto ist ein Selbstporträt und zeigt uns bei unserem vorletzten Frühstück vor unserer Abreise.
Tag 21: Der Tag mit den Schmetterlingen
Der Tag begann mit einem ausgiebigen Frühstück in der Taverna Moieciului. Es war ein außerordentlich gutes Frühstück mit allerlei hausgemachtem. Anschließend waren wir gemeinsam im Nationalpark spazieren. Der letzte Tag sollte der Natur gehören und so schlenderten wir ziellos durch die traumhafte Landschaft des Bucegi-Nationalparks und ließen die Eindrücke auf uns wirken. Unterwegs kamen wir an so vielen zauberhaften Orten vorbei, dass ich es schon etwas bereute meine Kamera nicht mitgenommen zu haben. Doch das iPhone war dabei und so starteten wir an einem kleinen Bach einen Versuch einige Akte mit damit aufzunehmen. Ich bin schon ganz gespannt ob die etwas geworden sind. Auf meiner Facebook-Seite werdet ihr das Ergebnis sehen, wenn es sich zu zeigen lohnt.
An einem ruhigen Ort legten wir eine Rast ein und dort passierte etwas ganz zauberhaftes. Ständig wurden wir von vielen bunten Schmetterlingen angeflogen, die sich auf unsere Haare, Füße, Beine und Hände setzten. Teilweise waren es bis zu 4 Schmetterlinge gleichzeitig. Das war schon ein tolles Gefühl, vor allem deswegen, weil man in Deutschland in den meisten Regionen nahe der Städte kaum noch Schmetterlinge findet, mit Ausnahme der Zitronenfalter. Wir ließen uns also befliegen, »berüsseln« und als Landefläche nutzen und genossen dieses Schauspiel sehr. Schmetterlinge stehen ja als Symbol für Veränderung und wir sind jetzt sehr gespannt, was sich nun vielleicht in unserem Leben verändern wird.
Nach unserer Rückkehr kehrten wir dann in der Craiasa Muntilor Moieciu ein und aßen eines der schmackhaftesten Speisen der letzten Wochen. Die Karte bot wirklich alles, was uns bisher auf unserer Rundreise begegnete und unsere beiden Speisen waren hervorragend. Wir sind uns zwar nicht sicher, ob hier aus der Mikrowelle geliefert wird, da das Essen und das Dessert sehr schnell kamen, aber bis zur eindeutigen Beweislast empfehlen wir dieses Haus sehr. Vor allem das Dessert Papanasi war ein absoluter Hochgenuss und musste von uns gleich doppelt verzehrt werden.
Tag 22: Der Tag, der uns in Rumänien behalten will
Mannomann, was für ein Tag. Wir haben uns auf 3:30 Uhr den Wecker gestellt, da wir um 4:15 Uhr nach Kronstadt fahren, Razvan den Mietwagen zurück bringen und um 6 Uhr den Bus zum Flughafen nehmen wollten. Razvan war so nett uns am Abend zuvor zwei Tickets zu buchen. Soweit so gut, doch das Schicksal hatte einen anderen Plan. Ich wurde plötzlich von ruckartigen Bewegungsstößen an meiner Schulter geweckt und hörte nur „Schatz, der Wecker hat nicht geklingelt, wir haben verschlafen.“
Es war 5:25 Uhr. Laut GPS brauchten wir bis nach Kronstadt mindestens 60 Minuten, was die ganze Sache schier aussichtslos erscheinen ließ. Ich war drauf und dran mich einfach wieder ins Bett zu legen, entschied mich dann aber das Kommando »Schnell anziehen« in den Raum zu werfen und Razvan anzurufen. Dieser reagierte blitzschnell (das können um diese Uhrzeit nicht viele) und sagte uns einen weiteren Haltepunkt des Busses, der näher unserer Position war. Diesen sollten wir so schnell wie möglich erreichen, er wolle den Fahrer anrufen und ihn fragen ob er auf uns warten würde. Zwischen 6:30 und 6:40 Uhr sollte der Bus diesen Punkt erreichen. Unsere Uhr sprach 5:45 und das GPS meinte, dass wir um 6:50 Uhr ankommen werden. Ich trat auf’s Gas was das Zeug hielt.
Freunde, wer die rumänischen Autofahrer kennt, der weiß, dass diese einen mega heißen Zahn fahren und scheinbar die Worte »Angst«, »Vorsicht« und »Regeln« nicht kennen. An diesem Morgen habe ich sie alle überholt und gejagt und wäre ganz am Ende nicht dieser LKW in der Serpentinen-Straße vor uns gewesen und wäre mir unser Leben nicht etwas Wert gewesen, dann hätten wir unseren Bus am Treffpunkt erwischt. Aber so kamen wir Punkt 6:42 Uhr an diesem Treffpunkt an, obwohl ich zwischenzeitlich laut Navi schon 10 Minuten rausgeholt habe.
Razvan’s nächster Plan war eine Tankstelle in der Nähe von Sinaia, an der der Busfahrer eine Pause von ca. 10 Minuten machen wird. Er meinte wir könnten es schaffen diese Stelle noch vor seiner Abfahrt um 7:30 zu erreichen. Ich trat wieder auf’s Gas was das Zeug hielt und wir kamen 7:25 Uhr an. Den Mietwagen stellten wir an der Tankstelle ab und den Schlüssel sollten wir dem Busfahrer geben. Erleichterung machte sich in uns breit. Doch die hielt nicht lange an.
Nach ca. 10 Minuten Fahrt wurden wir von der rumänischen Verkehrspolizei angehalten. Erst prüften sie alle Papiere des Fahrers und anschließend kamen sie herein und forderten unsere Tickets. Nur dummer Weise konnten wir kein Ticket vorweisen, da Razvan am Abend zuvor unsere Tickets gebucht haben sollte. Es vergingen 10 Minuten, 20, 30 und wir wurden immer ungeduldiger. Die anderen Fahrgäste selbstverständlich auch. Eine Frau neben uns meinte, dass der Busfahrer wohl nun Probleme hat, weil wir beide keine Tickets haben. Denn oft nehmen die Busfahrer eine Art »Schwarzfahrer« mit und stecken das Geld in die eigene Tasche. Als alle aus dem Bus ausstiegen taten wir es ihnen gleich. Die Gruppe diskutierte abwechselnd hitzig mit der Polizei, doch wir verstanden kein Wort. Inzwischen war es 8:20 Uhr, wir mussten um 9 Uhr am Flughafen sein, da um 11:05 Uhr unser Flug ging. Wir wurden immer unruhiger.
Was sollten wir tun? Ein Taxi rufen? Doch wie und vor allem, wie erklären wir, wo wir gerade sind? Und was wird das kosten den ca. 100km entfernten Flughafen zu erreichen? Zurück zu unserem Mietwagen fahren? Aber wie? Vor allem verlieren wir dadurch mindestens eine weitere halbe Stunde, bis wir wieder hier an diesem Punkt sind. Eine Dame aus der Gruppe sagte uns, dass der Busfahrer nun einen weiteren Bus bestellt hat, der uns hier einsammeln wird. Wer weiß, wie lange das dauert, dachten wir uns. Doch der Van kam wenige Minuten später. Nur hatte dieser genau einen Platz weniger als wir Personen waren. Vor den Augen der Polizei stiegen trotzdem alle Fahrgäste ein und wir setzten die Fahrt fort. Erneut machte sich Erleichterung in uns breit. Der Fahrer meinte, dass wir gegen 9:30 Uhr den Flughafen erreichen werden.
Doch plötzlich hielt der Fahrer schon wieder an. Er meinte, dass irgendwo da vorn eine Polizeikontrolle sein soll und wir eine Person zu viel sind. Einer von uns müsse in ein anders Auto umsteigen, damit wir keinen Ärger bekommen. Wie von Zauberhand stand dieses Auto plötzlich binnen weniger Minuten bereit und zwei Personen stiegen um. Die Fahrt ging wieder weiter und wir erreichten pünktlich den Flughafen und atmeten auf, als wir den Check In erfolgreich hinter uns ließen.
Als wir dann im Flugzeug saßen, erreichte uns die Durchsage, dass sich aus irgendwelchen Gründen unser Abflug um mindestens 1 Stunde verzögern würde. Für uns bedeutete das, dass wir unseren anschließenden Fernbus in Berlin nicht bekommen würden. Also buchte ich auf einen später fahrenden Fernbus um. Als wir dann am Flughafen Berlin-Schönefeld ankamen, machten wir uns gleich auf den Weg zur S-Bahn, denn wir mussten unseren Bus erreichen, der von Südkreuz fuhr. Dieser Tag wäre nicht dieser Tag, wenn dort nicht die nächste Überraschung auf uns gewartet hätte. An der Anzeigetafel stand, dass die S-Bahn ausfällt. Es war unklar, ob vielleicht irgend etwas mit der Strecke sei und überhaupt eine der nächsten Bahnen fuhr und so fuhren wir mit einer anderen Linie einen kleinen Umweg um letztendlich unseren Fernbus nach Leipzig zu erreichen. In diesem sitzen wir nun und ich schreibe diese Zeilen. Manchmal gibt es einfach diese Tage, die auf eine bestimmte Art und Weise beginnen und genau so weitergehen, wie sie begannen. Vielleicht war das alles ein Zeichen des Schicksals, wir beide glauben ja sehr stark an die universellen Gesetze von Ursache und Wirkung. Nichts passiert für uns zufällig auf dieser Welt. Und so wie wir nur wenige Tage zuvor immer wieder darüber sprachen wie es wohl wäre ein kleines Haus in Rumänien zu kaufen und einige Monate hier zu wohnen, so wollte uns das Schicksal heute einen Stein nach den anderen in den Weg legen, als wir unsere Rückreise antraten.
Ich werde alle Eindrücke unserer Reise die nächsten Tage noch einmal wirken lassen und sicher noch ein paar Worte schreiben. Natürlich werden auch weitere Fotos unserer Reise in diesem Artikel folgen und ich werde in meinem Tagebuch noch das eine oder andere ergänzen bzw. verfeinern. Es lohnt sich also auf jeden Fall immer mal wieder vorbeizuschauen.
Du möchtest mit mir gemeinsam auf Fotoreise nach Rumänien fahren?
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Mehr zu mir als Fotograf in Leipzig gibt es auf meiner Webseite.